Fotos ohne Folter

Heute starten wir mal mit einem kleinen Quiz, es soll ja schließlich nicht langweilig werden hier, ne?

Also: Was haben kriechende Kleintiere, Aquarien, Laubbläser und Acrylfarbe gemeinsam? „Gar nichts“, sagt ihr? Aber nein, was wäre das denn für ein bescheuertes Quiz?

Vermutlich wissen aber nur echte tollMut Fans, dass es sich bei all diesen Dingen um „Materialien“ handelt, die unsere Darstellenden im Laufe der Jahre in verschiedensten Fotoshootings im oder ums Gesicht herum ertragen mussten. Es verwundert daher also nicht, wenn vor allem alte tollMut-Hasen bei Ankündigung der traditionellen Bildermacherei in Angstschweiß ausbrechen und anfangen, ihr gesamtes Leben in Frage zu stellen. Die Euphorie beim Ergattern der Rolle verdrängt meist sehr erfolgreich die Erinnerung an die obligatorischen Fotos und so ist es schon längst zu spät, wieder abzuspringen, wenn das Shooting dann offiziell angekündigt wird. Neulinge im Ensemble hingegen sind in der Regel voller Vorfreude beim Gedanken an hochwertig produzierte Portraitfotos, nur um im nächsten Moment von den Erfahrenen zurück auf den ernüchternden Boden der Tatsachen gezogen zu werden, wo sie sich ganz schnell von der Hoffnung auf schöne Fotos verabschieden können. „Wir machen keine Beauty-Shoots“, ist das ewig wiederkehrende Mantra, welches Regisseur David Penndorf inzwischen erfolgreich auch in den Köpfen des übrigen Teams fixiert hat. Da hilft auch kein Bitten und Betteln, doch bitte die Schokoladenseite abzulichten; dieses Grundkonzept ist unumstößlich.

Als das Ensemble also dieses Jahr am Shootingtag im Bruchwerk eintraf, zitterten alle Knie in Antizipation der Foltermethode die sich üblicherweise hinter dem Begriff „Shooting“ versteckt. Was niemand wissen konnte: Nachdem während der Planung Konzept um Konzept verworfen werden musste (aufgrund von „Unumsetzbarkeit“), fiel die finale Entscheidung erst eine halbe Woche vor Shooting und war daher, wie man so schön sagt, ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt. Sprich, keine beängstigende Location, keine Stuntanforderungen und keine merkwürdigen Requisiten erwarteten die Darstellenden, sondern lediglich das Make-Up-Team. Erleichtertes Aufatmen und entspannt einsetzendes Plaudern waren die Folge dieser Erkenntnis; was sollte jetzt schon noch passieren? Die Neonfarben, die in der Maske ausgepackt wurden und sowohl in Augenbrauen eingearbeitet als auch auf anderen Teilen des Gesichts aufgetragen wurden, ließen die Darstellenden nur milde lächeln. Als Entstellung konnte das wirklich nicht bezeichnet werden, schlimmstenfalls vielleicht als Textmarker-Unfall. Frohen Mutes ging also die erste Darstellerin in den als Fotostudio hergerichteten Bühnenraum, setzte sich auf den mittig platzierten Stuhl im sonst dunklen und leeren Raum und wartete auf weitere Anweisungen. Die jedoch kamen nicht. Stattdessen kamen sechs schwarz behandschuhte Hände plötzlich aus der Dunkelheit auf sie zu und machten Anstalten, ihr überraschtes Gesicht zu umschließen.

Tja, so ganz ohne einen kleinen Schockmoment wollen wir unsere Darstellenden eben doch nicht davonkommen lassen, Tradition ist Tradition. Leider ist jedoch an dieser Stelle anzumerken, dass die erwartete Reaktion, die diese Gruselkabinett-Nummer hervorrufen sollte, leider ausblieb. Ein müdes Lachen, viel mehr hatten unsere Darstellenden nicht für die Hände in ihren Gesichtern übrig, egal wie sehr wir sie auch an Augen, Nasen und Mündern ziehen ließen. Wenn die Angst einmal weg ist…

Aber was soll man machen? Die Ergebnisse haben schließlich trotzdem überzeugt und beim nächsten Mal müssen dann eben doch einfach wieder größere Geschütze aufgefahren werden. Noch einmal wollen wir nämlich nicht hören, dass „es irgendwie Spaß gemacht hat“. An dem Satz werden wir wohl alle noch lange zu knabbern haben.

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