Kennt ihr das? Ihr schaut einen Film an, in dem jemand weint und habt plötzlich selbst einen fetten Kloß im Hals? Oder ihr hört eine Gruppe von Menschen lachen und eure Mundwinkel ziehen sich mit einem Mal wie von selbst nach oben, obwohl ihr den Witz gar nicht gehört habt?
Ziel unseres gemeinsamen Workshops ist, diese Fähigkeit des Menschen zur Gefühlsansteckung für die Bühne nützlich zu machen und sozusagen die „Antennen“ des/der Schauspieler*in zu schulen. Damit ist die Fähigkeit des/der Schauspieler*in gemeint, kleinste Handlungs- und Emotionsimpulse der Mitspieler bewusst zu suchen, zu erspüren, sich darauf einzustellen und gemeinsam stimmige, plausible und kollektiv gestützte Atmosphären und Spielsituationen zu schaffen. Die Wahrnehmung füreinander wird geschärft, das Miteinander wird verlässlicher, das Spiel authentischer und weniger verkopft.
Wir arbeiten dazu zunächst nicht an konkreten Szenen oder Texten, sondern mit körperbasierten Improvisationen. Neben klassischen Impulsübungen, die im Rahmen des Workshops auf ihren eigentlichen und ursprünglichen Kern hin beleuchtet werden, steht zunächst die Vermittlung des Körperalphabets im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das Körperalphabet umfasst neun Figuren, die mit vollem Körpereinsatz ausgeführt werden, und im weiteren Verlauf als Grundlage für freie Gruppenimprovisationen und rituelles Spiel dienen. Bei diesen Improvisationen werden dann kleinste Impulse innerhalb der Gruppe gemeinsam aufgenommen und verstärkt, es entstehen archaische Szenen, in denen nicht die verkopften Ideen des einzelnen, sondern allein der Gruppengeist die Handlung lenkt.